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Die Hausbesitzerin Galina steht vor ihrem Haus und blickt die Fassade besorgt nach oben.
©Sven Ochs

Äußere Werte – und innere Abwägungen #4

Seit unserem letzten Besuch ist viel passiert. Galina hat gedämmt, verputzt, gestrichen – und einiges entschieden. Hier erfahren Sie mehr!

Projektdetails

Projektstart

Sommer 2025

Ort

Durlach

#Sanierungsstory
Haus Freund

Putz an der Wand und Siebenschläfer auf dem Dach: Haus Freund lebt und wächst. Seit unserem letzten Besuch ist viel passiert. Galina hat gedämmt, verputzt, gestrichen – und einiges entschieden.

Wer ein altes Haus saniert, weiß, dass die Baustelle schon fast das kleinste Problem ist. Die eigentliche Arbeit findet im Kopf statt: Was ist sinnvoll? Was passt zum Haus? Und was kann man sich überhaupt leisten?

Zwei Entscheidungen standen zuletzt im Mittelpunkt – und beide zeigen, dass es in der Altbausanierung selten einfache Antworten gibt:

  • Warum Galina außen auf Kalk-Dämmputz statt Styropor setzt
  • Und warum sie die Kellerdecke bisher nicht dämmt

In unserer Reihe #Sanierungsstory dürfen wir Menschen in Karlsruhe bei unterschiedlichsten (energetischen) Sanierungsprojekten begleiten. Vor welchen Herausforderungen sie stehen? Wie – und ob – sie diese meistern? Erzählen wir hier!
Zum Nachlesen:
→ Hier geht es zu Teil 1 der Sanierungsstory „Haus Freund“
→ Hier geht es zu Teil 2 der Sanierungsstory „Haus Freund“
→ Hier geht es zu Teil 3 der Sanierungsstory „Haus Freund“

Über unsere #Sanierungsstory berichten wir auch auf unseren Social-Media-Kanälen.

Auch Außendämmung darf diffusionsoffen sein!

Salon, Flur und Küche sind innen bereits mit Kalziumsilikatplatten gedämmt und mit Kalkputz verputzt. Das System ist dampfdiffusionsoffen, wirkt schimmelhemmend und passt zu Bestandsgebäuden wie „Haus Freund“ mit kapillaraktiven Wänden.

Und außen? Da hätte eine klassische Außendämmung mit EPS (Styropor) nahegelegen: förderfähig, vergleichsweise günstig, technisch bewährt. Galina hat sich allerdings bewusst dagegen entschieden. Und setzt stattdessen auf einen Kalk-Dämmputz.

Zitat Thomas Mildenberger (KEK-Energeiberater): "Energetisch betrachtet gehört die Kellerdeckendämmung zu den effizientesten Maßnahmen. 10% der Wärmeverlsute werden dem unteren Gebäudeabschluss zugeschrieben."

„Ich kann mein Haus nicht in eine dichte, dicke Kunststoffhülle packen, wenn ich seinen Charakter erhalten will. Und schon gar nicht, wenn ich innen mit Kalk und Kalziumsilikatplatten arbeite.“

Und sie hat recht: Eine dampfdichte Außenschicht kann im Altbau zu Feuchteproblemen führen. Insbesondere, wenn eine diffusionsoffene Innendämmung verbaut wurde. Dadurch verschiebt sich der sogenannte Taupunkt nach innen, was bedeutet, dass die Luftfeuchtigkeit im Wandaufbau kondensieren könnte. Schimmel, Frostschäden oder abplatzender Putz können die langfristigen Konsequenzen sein.

Das kann Kalk-Dämmputz

Kalk-Dämmputze sind besonders geeignet für die Sanierung von Altbauten mit kapillaraktiven Wandmaterialien (z. B. Ziegel, Bruchstein, Lehmziegel). Im Vergleich zu modernen Wärmedämm-Verbundsystemen mit dicken Styroporplatten bieten sie zwar weniger Dämmwirkung. Aber sie erhalten die Fähigkeit der Wand zum Feuchteaustausch.

Sie bieten:

  • moderaten Wärmeschutz
  • hohe Diffusionsoffenheit
  • natürlichen Schimmelschutz
  • einfache Verarbeitung, daher mindestens teilweise DIY-geeignet

So lief die Umsetzung

Beim Außenputz ging es Schritt für Schritt voran, mit viel Handarbeit und Techniken, die schon vor 200 Jahren so angewendet wurden.

Zuerst musste der alte Putz weichen. Als Grundlage kam ein Kalkvorspritz auf die Wand, damit die neue Schicht sicher haftet. Darauf folgte das Herzstück: rund 4 cm Kalk-Dämmputz, der mithilfe von einfachen Kunststoffrohren als Putzschienen gleichmäßig aufgetragen und geglättet wurde.

Nach ein paar Wochen dann die nächste Runde: Auf den ausgehärteten Unterputz wurde eine dünne Lage Kalk-Hanfputz (etwa 5 mm) als Ausgleichsschicht aufgetragen und ein Armierungsgewebe eingebettet, um Rissbildungen zu verhindern. Anschließend folgte der Kalk-Oberputz, etwa 2–3 mm stark. Danach wurde die Fassade mit Silikatfixativ behandelt. Das Fixativ bereitet den Untergrund vor, verbessert die Haftung und egalisiert die Saugfähigkeit, sodass der anschließende Silikatfarbe-Anstrich optimal hält und lange widerstandsfähig bleibt.

Das Ergebnis: Eine diffusionsoffene, dämmende Außenhaut, die perfekt zu den innen verwendeten Kalziumsilikatplatten und dem Kalkputz passt – und gleichzeitig den historischen Charakter des Hauses erhält. Genau diese Balance aus Technik und Tradition macht Galinas Sanierung aus.

Für die Sanierung im Bestand gilt also: Nicht „dicker = besser“, sondern „stimmig = richtig“. Innen wie außen muss das System zusammenpassen. Diesen Weg geht Galina bewusst. Auch wenn klar ist: Die Kombination aus KSP, Kalkputz und Kalk-Dämmputz wird voraussichtlich nicht die Effizienzhausstandards erfüllen und damit auch nicht förderfähig sein.

Zitat Galina: "Natürlich würde ich mir wünschen, dass diese Maßnahmen besser gefördert würden. Aber mir ist wichtig, dass alles, was ich mache, auch zum Haus passt und ich mich darin wohlfühle"

„Natürlich würde ich mir wünschen, dass diese Maßnahmen besser gefördert würden. Aber mir ist wichtig, dass alles, was ich mache, auch zum Haus passt und ich mich darin wohlfühle.“

Förderfähig oder sinnvoll – ein Gegensatz?

Ein einfaches Rechenbeispiel zeigt, warum Galinas Lösung zwar sinnvoll ist, aber nach aktuellem Stand nicht förderfähig sein dürfte:

Die Kombination aus

  • Bestandsmauerwerk, z. B. 36 cm Ziegel
  • 4 cm Kalk-Dämmputz außen
  • und 3 cm Kalziumsilikatplatten (KSP) innen

führt selbst bei optimistischer Annahme zu einem U-Wert von etwa 0,60 bis 0,70 W/m²K.
Zum Vergleich: Für die meisten Förderprogramme (BAFA, KfW oder Steuerbonus) muss der U-Wert deutlich darunter liegen – meist bei etwa 0,24 bis 0,30 W/m²K.
Galinas Sanierung ist also klar nicht darauf ausgelegt, maximale Fördermittel zu erhalten, sondern auf den Erhalt der Bausubstanz und ein gesundes Raumklima. Und dafür funktioniert dieser Ansatz ganz wunderbar.

Das Keller-Dilemma: Dämmen oder nicht?

Während die Fassade ihren neuen atmungsaktiven Mantel bekommt, bleibt eine andere Baustelle noch im Wartestand: der Keller.

„Energetisch betrachtet gehört die Kellerdeckendämmung zu den effizientesten Maßnahmen. 10 % der Wärmeverluste werden dem unteren Gebäudeabschluss zugeschrieben.“ – Thomas Mildenberger, KEK-Energieberater

Die Dämmung der Kellerdecke ist oft eine sehr effiziente und verhältnismäßig kostengünstige Maßnahme, um den Wärmeverlust zu reduzieren. Doch in Galinas Haus Freund ist die Sache nicht so einfach. „Der Keller ist feucht“, erklärt sie. Und genau hier beginnt das Dilemma. Eine Dämmung der Kellerdecke könnte die Temperatur im Kellerraum weiter senken, weil der Wohnraum dann keine Wärme mehr an den Kellerraum abgibt. Würde die im Keller vorhandene Feuchtigkeit dann an kälteren Wandoberflächen kondensieren, könnte das Schimmelbildung begünstigen, insbesondere wenn die Belüftung schwierig ist. „Ich will nicht das Risiko eingehen, Schimmelprobleme vom Wohnraum in den Keller zu verlagern“, so Galina. Sie ist fest davon überzeugt, dass man „mit dem Haus, nicht gegen das Haus“ arbeiten muss – und das bedeutet, die spezifischen Gegebenheiten zu respektieren.

In Altbauten muss eine Kellerdämmung sehr sorgfältig geplant werden. Oft sind hier integrierte Konzepte aus Dämmung, optimierter Belüftung und gegebenenfalls sogar einer vorherigen Trockenlegung notwendig, um unerwünschte Nebeneffekte zu vermeiden. Für Galina, die jede Maßnahme genau abwägt und ihre finanziellen und zeitlichen Ressourcen im Blick behält, bedeutet dies, die Kellerdämmung noch zu vertagen oder über Teillösungen nachzudenken. Eine Idee ist etwa eine partielle Dämmung nur unter dem Salon, der künftig sogar als Veranstaltungsraum genutzt werden könnte.

Und sonst so?

Abseits dieser spezifischen Herausforderungen geht die Sanierung weiter: Das Erdgeschoss ist nun komplett gedämmt und verputzt, das Treppenhaus ist weitestgehend fertig. Und auch im Garten tut sich einiges: Bäume, die für Haus Freund gefährlich werden könnten, wurden gekürzt oder ganz entfernt. Eine großzügige Holzterrasse ist geplant, die bis 2027 fertig sein soll.

Trotz aller Fortschritte – das Projekt fordert Galina weiterhin heraus: „Es ist einfach viel Verantwortung für eine Person. Du musst organisatorisch, finanziell und handwerklich so einiges stemmen … und dazu kommt dann noch die Förderungs-Bürokratie“, erklärt sie. Und einmal mehr wird deutlich, dass Galina nicht saniert, weil lukrative Förderungen locken, sondern weil sie es für ihr Zuhause will und muss. Das macht diese Sanierungsstory so besonders und authentisch.

Haus Freund ist ein lebendiges Projekt, das uns zeigt, wie eine Sanierung aussehen kann, wenn Herz, Verstand und Respekt vor dem Alten im Vordergrund stehen.

Sie stecken auch mitten in der Sanierung einer Immobilie? Dann erzählen Sie uns doch davon! Zeigen Sie anderen, was schon gemacht wurde und was noch geplant ist. Wir freuen uns auf Ihre ganz persönliche Sanierungsstory – mit Erfolgen und Misserfolgen. Schreiben Sie uns dazu gerne eine E-Mail an presse@kek-karlsruhe.de.

Fotos: ©Sven Ochs

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