Dach-Photovoltaik und Mobilitätsmanagement
Auf den Hallendächern glänzen die PV-Module in der Sonne. Im Hof lädt der Shuttle-Bus die ersten Mitarbeitenden ab. Drinnen wird geschraubt: an LKWs, aber auch an der Zukunft.
Seit Jahren treibt die Martin Knirsch Kraftfahrzeuge GmbH, Anbieter von Nutzfahrzeugen aus Karlsruhe, ihre ganz eigene Energie- und Mobilitätswende voran. Pragmatisch, bodenständig und ziemlich erfolgreich.
- Lohnt sich das?
- Was waren die wichtigsten Erkenntnisse?
- Machen die Mitarbeitenden mit?
Hier erzählen wir vom praxisnahen Weg des Unternehmens, die Themen Dach-PV und betriebliches Mobilitätsmanagement strategisch auszubauen. Mit vielen Erfahrungen, Herausforderungen und Lösungen, von denen andere Betriebe heute profitieren können. Nachmachen erlaubt!
„Drauf damit!“: Photovoltaik aufs Dach
Der Anstoß zur Installation einer ersten Photovoltaik-Anlage kam für die Martin Knirsch Kraftfahrzeuge GmbH schon in den 2010ern, also lange vor der PV-Pflicht, die seit 2022 beim Neubau und seit 2023 bei Dachsanierungen in Baden-Württemberg gilt „Eine Dachsanierung stand an. Und wir dachten uns, das Thema PV wird eh kommen. Und so war es dann ja auch“, erzählt Andreas Knirsch, der die energetischen Modernisierungsprojekte im Unternehmen verantwortet.

Das Ziel des Unternehmens hieß also, so viel Photovoltaik wie möglich auf seine Dächer zu bringen. Aktuell sind das:
- 2124 kWp PV-Leistung am Standort Karlsruhe
- 287 kWp am Standort Schutterwald
- 76 kWp jeweils an den Standorten Bühl und Baiersbronn

Und jetzt wird es spannend
Die PV-Belegung der Dächer ist bei Knirsch ein laufender Prozess, der vor über zehn Jahren begonnen hat. Trotz ähnlich großer Dachflächen leisten die neuen PV-Anlagen fast doppelt so viel Kilowatt-Peak (kWp) wie die älteren.
Woran liegt das?
Klar, die PV-Module sind stetig effizienter geworden. Das ist ein Teil der Geschichte. Viel wichtiger aber: „Wir haben im Vorfeld schon besser gebaut“, betont Herr Knirsch und erklärt, dass die neueren Dächer deutlich cleverer auf PV-Installation ausgelegt wurden. Also weniger Dachluken, weniger störende Einrichtungen auf einem Dach, Rohre wurden nah aneinander verbaut und nicht über das Dach verteilt. Dadurch wurde viel Platz gespart und mehr Module konnten installiert werden.
Das Ergebnis: Stromeinkauf um 2/3 reduziert
Durch Einsparmaßnahmen wie LED-Lampen, Photovoltaik-Anlage und andere Maßnahmen konnte der Betrieb seinen jährlichen Stromverbrauch von etwa 200.000 kWh auf 100.000 kWh verringern.
Der Schlüssel zu dieser Reduktion im Strombezug bei Knirsch lautet: Eigenverbrauch statt Einspeisen. Deshalb empfiehlt Herr Knirsch auch, PV-Anlagen möglichst selbst zu betreiben, statt die Dachfläche zu verpachten. So amortisiert sich die Investition oft in unter 10 Jahren.
Wichtige Erkenntnisse
- PV frühzeitig einplanen: Dachflächen clever vorbereiten
- Statik und Brandschutz genau prüfen (lassen)
- Ost-West-Ausrichtung bringt etwas weniger Gesamtleistung, aber verteilt den Ertrag gleichmäßiger über den Tag
- Frühzeitig Kontakt zum Netzbetreiber aufnehmen
- PV-Leistung über 100 kWp? Lieber vorher genau klären. Der Aufwand (Netzanfragen, Technik, Regulatorik) wird schnell größer als erwartet
- Knirsch setzt auf Eigenverbrauch statt Einspeisen: Ein hoher Eigenverbrauch macht eine Anlage wirtschaftlicher
Bei allem Erfolg gab es auch Rückschläge: Zwei kleinere Anlagen betrieb das Unternehmen ursprünglich mit Batteriespeichern. Als deren Hersteller vom Markt verschwand, funktionierte auch die damit zusammenhängende Software nicht mehr. Die Speicher wurden somit funktionslos und mussten abgebaut werden. Ab sofort möchte man bei Knirsch deshalb keine festen Speicher mehr einsetzen.

Und damit kommen wir direkt zum nächsten Zukunftsthema für die Martin Knirsch Kraftfahrzeuge GmbH:
2. Betriebliches Mobilitätsmanagement
Neben den Photovoltaik-Maßnahmen hat das Unternehmen auch den PKW-Fuhrpark auf Zukunftskurs gebracht. Und zwar ganz bodenständig, wie Andreas Knirsch erzählt:

Heute ist Elektromobilität bei Knirsch ein fester Bestandteil des Alltags. Schritt für Schritt wird der Fuhrpark elektrifiziert. Die Umstellung erfolgt dabei nicht mit Zwang, sondern mit praxisnahen Anreizen und Angeboten für die Mitarbeitenden.
Damit die Umstellung funktioniert, hat das Unternehmen einige Maßnahmen umgesetzt:
- Ladesäulen auf dem Betriebsgelände, die bei Bedarf weiter ausgebaut werden
- Ein Shuttlebus, der Mitarbeitende morgens einsammelt
- Business-Leasing-Angebote für E-Fahrzeuge
„Wir haben sehr geringe Kosten von auswärtigem Laden“, betont Andreas Knirsch, da die meisten Fahrzeuge am Standort geladen werden, was in Kombination mit den PV-Anlagen sehr günstig ist. Und die Mitarbeitenden? Sie sind größtenteils zufrieden mit den E-Autos – rund 80 % bleiben dabei. Und immer mehr lassen sich überzeugen: Etwa die Hälfte der gesamten Belegschaft ist bereits elektrisch unterwegs.
Herausforderungen
Nicht jede*r Mitarbeitende möchte oder kann auf ein Elektroauto umsteigen. Fehlende Lademöglichkeiten zu Hause oder schlicht persönliche Vorbehalte spielen eine Rolle. Das Unternehmen setzt deshalb weiterhin entspannt auf Freiwilligkeit.
Zudem ist die aktuelle Ladeinfrastruktur noch nicht ideal: Es gibt bislang nur zwei bis vier Wallboxen an den Standorten – wer laden will, muss mitunter umparken. „Das ist manchmal lästig“, gibt Andreas Knirsch offen zu. Daher wird bereits an Verbesserungen gearbeitet.
Und die LKW?
Auch im Kerngeschäft – dem Nutzfahrzeugbereich – tut sich einiges: Vier vollelektrische LKWs hat Knirsch bereits ausgeliefert, weitere sind geplant. Dazu wurde bereits eine eigene Ladeinfrastruktur für LKWs aufgebaut, mit drei Ladesäulen in Karlsruhe und fünf in Schutterwald. Der Clou: Wenn ein Fahrzeug zur Reparatur kommt, kann es gleich mitgeladen werden.

Wichtige Erkenntnisse:
- Mitarbeitende mitnehmen, nicht drängen
- Lademöglichkeiten schaffen – und Lösungen fürs Zuhauseladen mitdenken
- Shuttles oder Firmenleasing als Anreiz nutzen
- Ladeinfrastruktur gezielt mit PV kombinieren
- Technische Details früh klären: Steckertypen, Ladezeiten, Reichweiten
- Knirsch meint: Ja, Politik und Wirtschaft müssen mehr Verlässlichkeit bieten – aber Unternehmen können schon heute viel selbst tun
Und sonst?
Knirsch kritisiert die „fehlende klare Positionierung der Automobilwirtschaft und der Regierung“. Förderungen kommen und fallen wieder weg – das verunsichert. Auch Energiekonzerne bremsen seiner Meinung nach den Wandel, da sie sich nicht schnell genug umstellen wollen. Andere Länder seien schneller beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Außerdem seien Elektroautos noch immer zu teuer und es gebe einen „enormen Bedarf an Beratung“.
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