#Sanierungsstory

Klug sanieren im Bestand

Energie sparen lohnt sich – für den Geldbeutel und fürs Klima. Gerade im Gebäudebestand schlummert oft mehr Potenzial, als man denkt. Das zeigt das Wohn-Beispiel von Bruno. Als Wohnungseigentümer und Hausverwalter in einem Mehrfamilienhaus hat er die Betriebskosten im Blick – und das Dach unter Verdacht:

  • Was kann man im Bestand alles erreichen?
  • (Wie) sollte das Dach energetisch saniert werden?
  • Und gibt es weitere Schwachstellen im Haus?

Dazu hat Bruno die KEK im Rahmen unserer unabhängigen Energieberatung konsultiert – diese kann auch zu Hause stattfinden. In dieser Sanierungsstory erzählen wir davon.

Best Practice im Bestand

Energetisch sanieren – das ist nicht nur ein Thema für Einfamilienhäuser oder Hausbesitzer. Auch in Wohneigentümergemeinschaften (WEG), also bei geteiltem Eigentum in Mehrfamilienhäusern, lassen sich energetische Maßnahmen umsetzen.

Zugegeben: es ist nicht immer einfach, alle Interessen unter einen Sanierungshut zu bekommen. Doch gerade im Gebäudebestand lohnt es sich doppelt: Oft ist die Substanz gut, das Einsparpotenzial groß – und von geringeren Energiekosten profitieren am Ende alle, Eigentümer wie Mieter. Letztlich dürften die Argumente des Werterhalts und der Wirtschaftlichkeit im Eigeninteresse jeder Eigentümergemeinschaft sein. Und im Sinne des Klimaschutzes ist es allemal.

Ein gelungenes Beispiel dafür ist das Mehrfamilienhaus, das Bruno verwaltet und bewohnt. Das Gebäude, Baujahr 1985, steht in Beiertheim-Bulach und beherbergt drei Wohneinheiten im Besitz einer WEG. Der engagierte Hausverwalter hat mit der Hausgemeinschaft im Laufe der Jahre energetisch bereits viel erreicht. Denn ihm geht es neben der Kostenoptimierung für Eigentümer und Mieter auch um den Werterhalt der Immobilie und den Klimaschutz für kommende Generationen.

Zitat von Hauseigentümer Bruno: "Ich frag mich immer: Was lohnt sich wirklich? Man kann ja vieles machen, aber was ist ökonomisch und ökologisch sinnvoll? Am Ende hat jede Maßnahme einen Nutzen, aber auch Kosten. Als Hausverwalter muss ich immer dafür sorgen, dass das Verhältnis stimmt."

Klug sanieren im Bestand

Dieses Beispiel zeigt, wie kluge Sanierung im Bestand funktioniert – Schritt für Schritt, mit Weitblick. Denn energetisch ist das Haus mittlerweile in einem guten Zustand:

  • Fenster: 2018 wurden moderne 3-fach-verglaste Fenster eingebaut.
  • Heizkörper: Schon beim Bau 1985 wurde das Haus mit einer Fußbodenheizung ausgestattet.
  • Heizung: Passend dazu sorgt seit 2015 eine Luft-Wasser-Wärmepumpe für Wärme, statt der ursprünglichen Gasheizung. 2022 wurde sie durch ein noch effizienteres Modell (COP 4,6) ersetzt.
  • Photovoltaik: Eine PV-Anlage auf dem Dach deckt rund 50 % des gesamten Strombedarfs.
  • Speicher: Die WEG setzt auf modulare Batteriespeicher, um den Eigenverbrauch des selbst erzeugten PV-Stroms zu erhöhen.

Man sieht: auch im Bestandsbau ist die Kopplung von PV, Wärmepumpe und Speicher möglich – mit echtem Nutzen für Umwelt und Betriebskosten.

Die bisherigen Maßnahmen haben die Energiekosten spürbar gesenkt – sehr schön! Nicht nur für die Eigentümergemeinschaft, sondern auch für die Mieter. Und ein gutes Beispiel, wie energetische Sanierungen soziale und wirtschaftliche Vorteile verbinden können. Und was auch im Gebäudebestand alles möglich ist!

Der Hausbesitzer Brundo sitzt an seinem Schreibtisch und lächelt.

Die Fassade des Hauses ist zu sehen. Dunkle Balken und ein beiger Putz.


Gibts Probleme?

Trotzdem läuft nicht alles perfekt. Die Fußbodenheizung – eigentlich ein großer Vorteil gegenüber klassischen Heizkörpern – ist 40 Jahre alt und bringt im Keller, wo Bruno sein Büro hat, nicht mehr die volle Leistung.

Und: Seit dem Austausch der Fenster ist die Luftfeuchtigkeit im Haus gestiegen.

„Das sehen wir häufig“, erklärt Bernd Gewiese, KEK-Energieberater. „Alte Fenster waren meist nicht völlig dicht – die feuchte Luft vom Atmen, Duschen, Wäschetrocknen und Co. konnte nach draußen entweichen. Neue Fenster sind luftdicht, die Gebäudehülle insgesamt dichter – die Feuchtigkeit bleibt im Haus.“

Sein Tipp: Regelmäßig lüften. Auch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung oder ein Lüftungskonzept könnte langfristig helfen, das Wohnklima zu verbessern.

Wichtig sei es, das Thema „Relative Luftfeuchte im Gebäude“ im Blick zu behalten:

Bernd, ein Energieberater der KEK meint: "Wohnklima ist eine Sache. Schimmelbildung eine andere. Und die gilt es unbedingt zu vermeiden."

Ein guter Plan

Ein weiterer Punkt, der den Hausverwalter Bruno umtreibt, ist das Dach. Er ist sich sicher: hier könnten noch Einsparpotenziale schlummern …

Darum hat er bei der KEK eine Energieberatung angefragt.

Das Dach unter Verdacht

Klar: Warme Luft steigt nach oben – und wenn das Dach oder die oberste Geschossdecke nicht ausreichend gedämmt sind, geht wertvolle Energie verloren. Bei älteren Häusern können bis zu 30 Prozent der Heizwärme auf diese Weise entweichen.

Die große Frage: Lässt sich mit einer zusätzlichen Sanierungs-Maßnahme am Dach Energie und Geld sparen?

Wir haben uns das vor Ort angeschaut:

  • Dach und Dachboden sind ungedämmt seit 1985
  • Der Dachboden ist nicht ausgebaut, wird als Lagerraum genutzt
  • Er ist zugänglich über eine Ausziehleiter in der obersten Wohnung

Die Optionen:

  • Aufsparrendämmung:
    Dabei wird eine Dämmschicht oberhalb der Dachsparren angebracht.
    ➔ die Option scheidet aus: Das gesamte Dach müsste abgedeckt werden – inklusive Abbau der Photovoltaikanlage. Hoher Aufwand, hohe Kosten.

  • Zwischensparrendämmung:
    Hier wird Dämmmaterial zwischen die Sparren geklemmt.

  • Dämmung der obersten Geschossdecke (Dachbodendämmung):
    Eine Dämmschicht direkt auf dem Boden des unbeheizten Dachbodens. Möglich sind Dämmplatten oder eine Schüttdämmung.

Dämmen mit Dachverstand

Dach oder Dachboden dämmen – was lohnt sich mehr?

Im konkreten Fall stellt sich eine typische Frage für viele Hausbesitzer: Soll das Dach selbst gedämmt werden – oder reicht es, die oberste Geschossdecke (Dachboden) zu dämmen? Nach eingehender Beurteilung der Dach- und Sachlage ist klar:

KEK-Energieberater Bernd rät zur Bodendämmung

Zwar könnten beide Optionen sinnvoll sein. Aber die Bodendämmung sollte bevorzugt werden, wenn der Dachraum nicht als Wohnraum genutzt wird, da:

  • Geringe Kosten im Vergleich zu Auf- oder Zwischensparrendämmung
  • Einfache Nachrüstung bei einer Altbau-Sanierung
  • Die Dämmung reduziert den Wärmeverlust im Winter und schützt vor der Wärme im Sommer
  • Erhalt der Dachhaut, kann besonders bei Denkmal geschützten Gebäude von Interesse sein
  • Schnell umsetzbar und wenig invasiv, da keine strukturellen Änderungen am Dach erforderlich sind
  • Zudem gibt es begehbare und belastbare Dämmplatten, sodass der Dachboden weiterhin als Lagerraum nutzbar ist
Warum keine Dachdämmung (Zwischensparrendämmung)?

In der Regel sind die Kosten für die Zwischensparrendämmung höher. Auch, weil umfassendere Arbeiten erforderlich sind, da eine luftdichte Dampfsperre ergänzt werden muss, um Feuchtigkeitsprobleme zu vermeiden.

Energieberater bei der KEK Bernd Gewiese.
KEK-Kommentar:

„Förderungen nicht vergessen! Auch Einzelmaßnahmen können gemäß BEG mit bis zu 20 % gefördert werden. Voraussetzung sind eine ausreichende Dämmung (U-Wert max. 0.14 W/(m²K)) und ggf. ein individueller Sanierungsfahrplan. Eine weitere Förderung für Gebäude im Karlsruher Stadtgebiet ermöglicht das Klimabonus-Programm der Stadt, wenn in dem Topf noch Gelder im laufenden Jahr zur Verfügung stehen.“
Bernd Gewiese, KEK-Energieberater


Und wie geht’s weiter?

Wir drücken Bruno und der WEG die energetischen Daumen! Wir sind uns sicher, dass der Hausverwalter den klimafreundlichen Weg mit Sachverstand erfolgreich weiter gehen wird. Und sehen das Haus schon jetzt als ein gelungenes Beispiel dafür, dass energetische Sanierungen auch im Bestand und in Eigentümergemeinschaften erfolgreich umgesetzt werden können.

Sie haben auch einen Energie-Einsparverdacht?

Kontaktieren Sie uns für eine persönliche, kostenfreie und unabhängige Energieberatung. Wir helfen Ihnen, erste sinnvolle Schritte zur energetischen Sanierung zu finden, passende Maßnahmen zu bewerten – und Fördermittel im Blick zu behalten

Wir beraten WEGs, auf Wunsch direkt in der Eigentümerversammlung!

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Fotos: © KEK/Sven Ochs (9)

Wärmewochen in Baden-Württemberg

Im Aktionszeitraum vom 19. September bis 24. Oktober finden zahlreiche Veranstaltungen zum Thema Wärme statt. Die KEK ist mit dabei und freut sich auf Teilnehmende in Karlsruhe. Das Highlight: „So gelingt mein Heizungstausch. Die Wärmewende im eigenen Zuhause” am 22. September in der IHK (Lammstraße 13–17, 76133 Karlsruhe). Weitere Informationen.

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Energieberatung für Unternehmen und Vereine

Ob Büro, Vereinsheim oder kleiner Betrieb: Wir prüfen Ihre Räume vor Ort und empfehlen Ihnen, welche Kühltechnik wirklich passt. Dabei achten wir auf Komfort und Wirtschaftlichkeit, damit Sie in heißen Zeiten nicht nur einen kühlen Kopf behalten, sondern auch Ihr Budget entlasten.

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beratungszentrum@kek-karlsruhe.de
0721 480 88 250

Die Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK) und das Stadtamt Durlach laden ein zur Aktionswoche „KEK on tour – Heizungstausch, Photovoltaik und Gebäudesanierung“. Vom 06. bis 21. Oktober gibt es in Durlach vielfältige kostenfreie Aktionen für Hauseigentümerinnen und -eigentümer, Mieterinnen und Mieter sowie für Unternehmen. Wir freuen uns auf Sie!


Während des Aktionszeitraums haben die Bürgerinnen und Bürger in Durlach die Möglichkeit, sich direkt vor Ort über Themen rund um Heizungstausch, Photovoltaik und energetische Gebäudesanierung zu informieren.  

Aktionen zu Heizungstausch, Photovoltaik und Gebäudesanierung
  • Online-Vorträge
    Photovoltaik auf Mehrfamilienhäusern: Betriebskonzepte unter der Lupe
    Montag, 06.10. von 17 bis 18 Uhr
    Hier anmelden

    Wärmepumpe im Bestandsgebäude
    Dienstag, 21.10. von 18 bis 19:30 Uhr
    Hier anmelden
  • Sanierung hautnah 
    Tag der offenen Baustelle im Haus Freund
    Samstag, 11.10. von 11 bis 14 Uhr
    Hier anmelden

    Spaziergang zu Sanierungsbeispielen
    Dienstag, 14.10. von 17 bis 19:00 Uhr
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  • Informationen und Kurzberatungen
    Sanierungsmobil Zukunft Altbau
    Freitag, 10.10. von 12 bis 18 Uhr, Karlsburg Vorplatz
    Weitere Informationen
  • Infoabend & Markt der Möglichkeiten in der Karlsburg
    Energiewende in Durlach – Gemeinsam die Zukunft gestalten
    Montag, 20.10. von 18:30 bis 21 Uhr
    Weitere Informationen

  • Mehr Wissen, mehr Miteinander, mehr Wirkung
    Klima-Puzzle in Durlach

    Montag, 03.11. von 18 bis 21 Uhr
    Hier anmelden

Aktionen speziell für Unternehmen
  • Webinar
    Fit für die Zukunft: CO₂-Bilanzierung für kleine und mittlere Unternehmen
    Dienstag, 07.10. von 13 bis 14 Uhr
    Hier anmelden

  • Blick hinter die Kulissen
    Klimaschutz im Unternehmen – Betriebsbesichtigung bei der Atruvia AG
    Donnerstag, 16.10. von 17 bis 18:30 Uhr
    Hier anmelden

 
Für Bürgerinnen und Bürger:
Energieberatung bei Ihnen Zuhause – Jetzt Termin buchen!

Exklusiv in Durlach und nur während KEK on tour:
Keine Kosten – volle Beratung! Sparen Sie 40 € Eigenanteil.

In Kooperation mit der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bieten wir Ihnen während des Aktionszeitraums täglich Energieberatungen bei Ihnen Zuhause an. Unsere Energieberater kommen zu Ihnen und schauen sich Ihre individuelle Situation an. Themen: Gebäudesanierung, Heizung, Solarwärme etc. 

Anmeldung: beratungszentrum@kek-karlsruhe.de mit Betreff „Durlach Beratung Zuhause“ oder telefonisch unter 0721 480 88 250.

 


Für Unternehmen:
Jetzt Termin buchen für einen kostenfreien Ressourceneffizienz-Check 

Nutzen Sie im Rahmen von KEK on tour die Möglichkeit für einen kostenfreien  KEFF+ Check in Ihrem Unternehmen. Das Gute daran ist: Sie müssen gar nicht viel tun. Ihre Effizienzmoderatorin Farikha Idrissova deckt gemeinsam mit Ihnen die konkreten Potenziale für mehr Effizienz in Ihrem Betrieb auf und macht Vorschläge, wie Sie Material und Energie einsparen können.

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KEFF+ Check

Anfang März 2024 erreichte das Projektteam der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK) eine spannende Nachricht. Nicanor Mejía, Mitglied des Aufforstungsteams auf ecuadorianischer Seite, hat eine bisher unbekannte Baumart auf der neuesten Aufforstungsfläche „La Esperanza“ entdeckt. Vom bisher größten Aufforstungsvorhaben der KEK auf dem Grundstück „La Esperanza“ haben wir bereits im August 2024 berichtet.

Unsere Projektleiterin Julia Ohmes wollte mehr über die Hintergründe erfahren: Wie kam es zu dieser Entdeckung? Wie wurde daraus eine wissenschaftliche Publikation? Und was steckt sonst noch dahinter? Deshalb stellte sie Nico einige Fragen.

Nico steht auf einen Stock gelehnt in einem Wald und blickt zufrieden in die Ferne.

Nicos Artkenntnisse der ecuadorianischen Flora sind eine große Bereicherung für die Aufforstungsprojekte (© KEK)

Wo hast Du den Baum entdeckt?

Der Fund erfolgte  im Sektor Pueblo Nuevo im Kanton San Miguel de los Bancos in der Provinz Pichincha in Ecuador. Ich war gerade in einem Nebelwaldgebiet auf etwa 1560 Metern Höhe unterwegs; innerhalb des Aufforstungsprojekts „La Esperanza“, das von der KEK in Kooperation mit der Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe realisiert wird. Es handelt sich um eine Umgebung mit großer Artenvielfalt.

Wie kam es zur Entdeckung der neuen Baumart?

Ich musste ein paar Aufgaben im Gelände im Rahmen des Aufforstungsprojekts „La Esperanza“ erledigen. Ich ging einen Pfad entlang, der durch eine Schlucht führt, als ich einen Baum bemerkte, der durch seine großen Blätter und seine ungewöhnliche Form auffiel. Ich näherte mich und stellte fest, dass es sich um eine Passiflora (Passionsblume) handelte. Dies war auffällig, denn die meisten Arten dieser Gattung sind Lianen und keine Bäume. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Baum weder Blüten noch Früchte. Trotzdem machte ich Fotos und konsultierte den Botaniker Xavier Cornejo der Universität Guayaquil, der vermutete, dass es sich um eine neue Art handeln könnte. Einen Monat später kehrte ich an diesen Ort zurück und fand den Baum in voller Blüte vor.

Wie bist Du zu der Auffassung gekommen, dass es sich tatsächlich um eine noch unbekannte Art handelt?

Die Kombination der Merkmale war eindeutig: Der Baum hat eine Höhe von bis zu 15 Metern, besitzt keine sichtbaren Ranken, glatte, ganze Blätter, große Blüten (7–8 cm Durchmesser) und fast kugelförmige Früchte mit einer blassgrünen Oberfläche. Keine der in Ecuador bekannten Passiflora-Arten weist diese Merkmale auf, nicht einmal innerhalb der Untergattung Astrophea, zu der sie gehört.

Der Stamm eines Baumes ist zu sehen. Er ist mit Moos übersäht. Eine Hand greift den Stamm, um seine Größe zu verdeutlichen.
Die neue Baumart ist von unten zu sehen. Ein baum mit dünnem Stamm.

Die neue Baumart wurde auf der Aufforstungsfläche „La Esperanza“ entdeckt. (© KEK/Aufforstungsteam Ecuador)

Welche besonderen Merkmale besitzt die neue Passiflora und wie unterscheidet sie sich zu verwandten Arten?

Bei der neuen Passiflora handelt es sich um einen hohen Baum ohne Ranken mit gut ausgebildeten Ästen. Die Blätter sind ganzrandig, unbehaart und eiförmig mit einer blassen Unterseite. Die Blüten sind groß und weiß, die Früchte rund mit einer grünlich weißlichen Oberfläche. Im Vergleich zu anderen ähnlichen Arten wie P. magnoliifolia und P. emarginata zeichnet sich diese durch ihre größere Größe, glatten Früchte und ihr Vorkommen ausschließlich in den nordwestlichen Anden Ecuadors aus.

Wieso habt ihr euch für den Artnamen Passiflora dendroidea entschieden?

Der Name dendroidea stammt aus dem Griechischen dendro- (Baum) und -oidea (ähnlich) und bezieht sich auf seinen baumartigen Wuchs, der für die Gattung Passiflora ungewöhnlich ist.

Wie wurde aus der Entdeckung eine wissenschaftliche Beschreibung?

Als ich den Baum einen Monat nach der ersten Entdeckung wieder besucht habe, hat er geblüht. Nun konnte ich Material wie Blätter, Blüten und Früchte sammeln und mit Exemplaren aus dem Herbarium vergleichen. In Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten erstellten wir eine detaillierte Beschreibung gemäß dem Internationalen Kodex für botanische Nomenklatur. Schließlich wurde die Art im April 2025 in der Zeitschrift Phytotaxa veröffentlicht. Von der ersten Begegnung mit dem Baum am 24. Februar 2024 bis zur offiziellen Veröffentlichung im April 2025 ist also etwas mehr als ein Jahr vergangen.

Die Blüte des Baumes in verschiedenen Stadien ist zu sehen. Außerdem die Blätter aus verschiedenen Perspektiven.
Nico steht stolz vor dem Baum.

Links: Ausschnitt aus der wissenschaftlichen Beschreibung der neu entdeckten Baumart Passiflora dendroidea (© Kuethe, J., Cornejo, X., Garzón-Suárez, H.X., Jiménez, M.M., Wettges, M., Magdalena, C., Mejía-Pazos, N., Flores, J.C.E. & Decoux, J. (2025) Passionflower trees of Ecuador: revising the presence of Passiflora subg. Astrophea (Passifloraceae) and including resolution to the P. putumayensis and P. macrophylla taxonomic complexes. Phytotaxa 697 (2): 147–165.)

Rechts: Nico vor einem Exemplar des neu entdeckten Passiflora Baums (© KEK/Aufforstungsteam Ecuador)

Welche Methoden habt ihr genutzt, um die Art zu klassifizieren?

Wir haben detaillierte morphologische Analysen von Blüten, Blättern und Früchten durchgeführt, Vergleiche mit Typusexemplaren in Herbarien angestellt, Literaturrecherchen gemacht und Tools wie ArcGIS und GeoCAT eingesetzt, um die Verbreitung zu kartieren und den Erhaltungszustand nach den Kriterien der IUCN (International Union for Conservation of Nature) zu bewerten.

Wie ist der Erhaltungszustand der neuen Passiflora Art?

Sie ist vom Aussterben bedroht. Obwohl mehrere Populationen in Reservaten wie El Cedros, Mindo und Intillacta gefunden wurden, ist ihre Verbreitung begrenzt und fragmentiert. Die Besiedlungsfläche wird auf nur 32 km² geschätzt, weshalb vorgeschlagen wurde, sie gemäß den Kriterien der IUCN als gefährdet (VU für vulnerabel) einzustufen.

Ist die Passiflora Deine erste Entdeckung einer neuen Baumart?

Nein. Passiflora dendroidea ist die zweite neue Art, die ich entdeckt habe. Die erste war Capparidastrum estrellae, ein Baum ebenfalls aus dem Nordwesten Ecuadors. Diesen Baum habe ich 2021 im Rahmen eines anderen Aufforstungsprojekts mit der KEK entdeckt und im Nachgang wissenschaftlich beschrieben.

Wie bist Du zu dem Experten für ecuadorianische Gehölze geworden, der Du heute bist?

Meine Ausbildung im Bereich Forstwirtschaft hat dazu geführt, dass ich angefangen habe Bäume aus ökologischer, taxonomischer und restaurativer Sicht zu studieren. Ich arbeite schon seit Jahren im Feld, insbesondere im Westen Ecuadors. So kann ich direkte Erfahrungen mit der einheimischen Flora sammeln.

Was treibt Dich als Botaniker an – was motiviert Dich?

Mich motiviert mein Interesse die Artenvielfalt der Anden- und Tropenökosysteme zu erforschen, zu dokumentieren und zu schützen. Die Identifizierung neuer Arten ermöglicht es, ihre Existenz anzuerkennen und technische, sowie wissenschaftliche Argumente für ihren Schutz zu liefern.

Glaubst Du, es gibt noch viele unentdeckte Baumarten im ecuadorianischen Nebelwald?

Ja. Trotz der Fortschritte in der Botanik sind viele Gebiete des Nebelwaldes noch wenig erforscht. Die Wahrscheinlichkeit, neue Arten zu finden, insbesondere in wenig untersuchten Gruppen oder abgelegenen Gebieten, ist nach wie vor hoch.

Welche Relevanz hat die Artenvielfalt für uns als Gesellschaft und wie können wir diese Vielfalt besser schützen?

Die biologische Vielfalt ist für die Erhaltung des Lebens und des menschlichen Wohlergehens von entscheidender Bedeutung. Sie versorgt uns mit sauberem Wasser, Nahrungsmitteln, sauberer Luft und wichtigen ökologischen Dienstleistungen wie Bestäubung, Klimaregulierung und Bodenbildung. Im Zusammenhang mit der ökologischen Wiederherstellung bedeutet der Schutz der Biodiversität, die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme wiederherzustellen, die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu verbessern und nachhaltige Lebensgrundlagen für die Gemeinden zu sichern. Um dies zu erreichen, ist es notwendig, wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischen Maßnahmen vor Ort zu kombinieren, die Umwelterziehung zu fördern und öffentliche Maßnahmen umzusetzen, die Naturschutz und Entwicklung miteinander verbinden.

Neugierig?

Wenn Sie an den Aufforstungsprojekten der KEK interessiert sind, dann informieren Sie sich gerne auf der Website des Karlsruher Klimafonds. 

Letzte Woche ging es bei zwei unserer Veranstaltungen um Photovoltaik. Am 15. Juli drehte sich alles um Photovoltaik-Lösungen für Mehrfamilienhäuser und am 16. Juli standen die Unternehmen im Fokus. Beide Events waren sehr gut besucht – insgesamt waren 255 Interessierte dabei. Das große Interesse zeigt: Klimaschutz und Photovoltaik sind Themen, die bewegen. Und wir bringen sie gemeinsam voran!

Sonnenstrom im Mehrfamilienhaus. So geht's. Für alle.

Unsere Veranstaltung Photovoltaik im Mehrfamilienhaus. So geht’s. Für alle. am 15. Juli war ein voller Erfolg – der Veranstaltungsraum war bis auf den letzten Platz gefüllt! Das große Interesse hat uns gezeigt: Das Thema trifft einen Nerv.

Unsere Expertinnen und Experten lieferten praxisnahe Einblicke, wie Photovoltaik im Mehrfamilienhaus gelingen kann – auch wenn technische, administrative und rechtliche Hürden zu überwinden sind. Besonders motivierend waren die Beispiele aus der Region: Sie zeigten, dass es schon heute funktionierende Lösungen gibt.

Das wichtigste Fazit: Photovoltaik im Mehrfamilienhaus ist absolut machbar – mit guter Planung, klarer Kommunikation und einem starken Miteinander.

© KEK/Andrea Fabry

Erfolgsfaktor Sonne ‒ Photovoltaik im Unternehmen

Auch bei Erfolgsfaktor Sonne – Photovoltaik im Unternehmen, unserer Veranstaltung in Kooperation mit der IHK Karlsruhe am 16. Juli, gab es viele spannende Fragen, interessante Gespräche und praktische Inputs aus der Region.

Unsere Expertinnen und Experten zeigten, wie Unternehmen mit Photovoltaik ihre Energiekosten senken und gleichzeitig klimafreundlich wirtschaften können.

Wir können festhalten: Photovoltaik ist ein echter Erfolgsfaktor – auch fürs Gewerbe! Besonders großes Interesse gab es am Thema Speicher, ein guter Impuls für künftige Veranstaltungen.

© KEK/Andrea Fabry

Weitere Events folgen

Wir planen bereits die nächsten Veranstaltungen zu den Themen Photovoltaik und Wärmeversorgung. Jetzt zum Newsletter anmelden und keine Veranstaltung verpassen:

KEFF+ Check

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Eine neue Runde des KLIMAfit-Programms startet – und wir freuen uns, Sie als Karlsruher Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Klimaschutz und Wettbewerbsstärke zu begleiten.

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Denn wir wissen: Der erste Schritt fällt oft leichter, wenn man ihn nicht alleine geht. Deshalb setzen wir auf gemeinsames Lernen, kollegialen Austausch und fachliche Begleitung.

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  • 4 gemeinsame Workshops mit fachlichem Input und Erfahrungsaustausch
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Welche acht Unternehmen letztes Jahr teilgenommen haben und mit welchen Maßnahmen sie nun ihre Emissionen senken, können Sie übrigens hier nachlesen.

Anmeldung & Information
Porträt von Maja Jaworski

Maja Jaworski beantwortet gerne Ihre Fragen! 

klimafit@kek-karlsruhe.de
0721 480 88 22